Nur
ungern erinnert man sich an das letzte Heimspiel gegen die Young
Boys im Dezember 2008 zurück. Es war der Moment
als die Grasshoppers vom 3. Platz verdrängt wurden und seither
nicht mehr den Hauch einer Chance hatten, diesen wieder zurückzuerobern.
Nach der Kanterniederlage in Bellenz war man froh gegen Xamax ein
1:1 zu erreichen und die Niederlagenserie gestoppt zu haben, nach
der gelb-roten Karte gegen Cabanas in Vaduz war man froh 2:2 gespielt
zu haben. Diese Einstellung kann eines Rekordmeisters nicht würdig
sein. Nachdem die ganze Woche viel über das verständliche
(Fehl-)Verhalten der Fans nach dem Spiel im Ländle diskutiert
wurde, gabs bereits vor dem Spiel gegen YB wieder Aufruhr. Einerseits
kursierte ein Flugblatt zweier aktiver Fangruppierungen, welche den
sofortigen Supportstopp verkündeten andererseits zog Trainer
Latour den Spieler Magro erneut einem Nachwuchstalent vor.
Zum Einmarsch der Spieler wurden in der GC Fankurve die ersten Spruchbänder
präsentiert. Umrahmt wurde das ganze durch zahlreiche neue Fahnen,
welche nicht mehr wie früher im Hardturm durch die Gruppierungen
zur Verfügung gestellt wurden, sondern von einzelnen Fans selber
gestaltet worden sind. Die Berner in der Gästekurve zahlreicher
als bei bisherigen Gastspielen anwesend, mit Fahnen, Doppelhaltern
einem Spruchband sowie diversen Pyroeinlagen.
Das Spiel, ja Spiel. Bereits nach 9 Minuten nahm das vermeintliche
Unheil seinen Lauf. Dos Santos fälschte einen YB-Freistoss noch
leicht ab und da Jakupovic auf dem zweiten Pfosten einmal mehr niemanden
postiert hatte, kullerte die Kugel zur Gästeführung ins
Tor. Die Hoppers hatten durch Linz eine hervorragende Ausgleichsmöglichkeit,
die Young Boys sorgten allerdings in der 24. Minute mit einem weiteren
Treffer nach herrlichem direktem Kurzpassspiel für nächste
Tor. Nun war auch die positive Stimmung im GC-Block weg. Sie schlug
um in Latour raus Rufe, etwas was man bisher noch selten so deutlich
gehört hatte. Das Resultat hielt bis zur Pause an.
Nach dem Pausentee durfte U21-Topscorer Riedle für Magro ran.
Ob Latour sich bei den Fans etwas beliebter machen wollte oder ob
er Magro vor weiteren Schmährufen aus der Fankurve schützen
wollte ist nicht bekannt. Jedenfalls hing das Spruchband gegen Magro
die ganze zweite Halbzeit am Zaun; die Aufschrift eine Anlehnung
an die Äusserung des Spielers nach dem Spiel in Vaduz gegenüber
einem Fan. Das eine 2:0-Pausenführung äusserst gefährlich
ist zeigte sich sofort. Ein Dos Santos Freistoss fand wiedereinmal
den weg in die Maschen, Torhüter Wölfli sah dabei nicht
sehr glücklich aus. Es schien als hätten die Teams die
Trikots getauscht. Salatic fing einen Ball im Mittelfeld ab, Zarate
nahm
das Zuspiel an, drehte sich, drückte ab und traf aus grosser
Distanz via Innenpfosten zum 2:2. Die negative Grundstimmung war
innert Minuten wieder weg (Latour raus Rufe gabs allerdings weiterhin).
In der 75. Minute konnte Colina einen Corner von Dos Santos zur vielumjubelten
3:2-Führung einköpfeln. YB-Trainer Petkovic kann zurzeit
aber jeden Spieler einwechseln und dadurch auf einen Treffer hoffen.
So traf Joker Regazzoni nach nur 5 Minuten Einsatzzeit. So endete
die Partie 3:3. GC nach einem 1:1, einem 2:2 und dem heutigen 3:3
zum dritten mal in Serie ungeschlagen, gewonnen hat man allerdings
seit dem 28. Februar, sprich 6 Spielen, nicht mehr...
Am kommenden Sonntag steht das Rückspiel in Bern auf dem Programm.
Die Berner dürfen dazwischen noch zum Cuphalbfinale antreten,
eigentlich ein kleines Plus für die Zürcher. Die Negativserie
nahm im übrigen beim 3:0-Cupout in Bern ihren Lauf, ein Grund
mehr auf dem Kunstrasen die entsprechende Reaktion zu zeigen.